Weshalb meuchelten die Assassinen ihre Feinde?

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Einst als mörderische Sekte gefürchtet, heute in Computerspielen und Filmen gefeiert: Eine kurze Geschichte der Assassinen

(Text: Manuel Opitz)

Schon ihr Name verbreitete im Mittelalter Angst und Schrecken: Die Assassinen wurden im 12. Jahrhundert als mörderische Sekte gefürchtet – Computerspielserien wie »Assassin’s Creed« halten ihren Mythos bis heute aufrecht. Tatsächlich handelte es sich um eine verschworene Glaubensbruderschaft, die in jener Zeit um ihr Überleben kämpfte.

In der islamischen Welt wütete ein Streit um die Nachfolge des Propheten Mohammed. Während sich die türkischen Seldschuken wie die Mehrheit der Muslime als Sunniten verstanden, handelte es sich bei den Assassinen um Schiiten. Genau genommen zählten sie zu einer Nebenlinie, den Ismailiten. In den Augen der Sunniten waren sie Ketzer und wurden brutal verfolgt.

Furchtlose Attentäter, die für ihre Mission den Tod in Kauf nahmen

Einer der ismailitischen Anführer hieß Hasan-i Sabbah: In der Gebirgswelt südlich des Kaspischen Meers konnte er um 1090 die Kontrolle über mehrere Burgen an sich reißen, die wichtigste wurde Alamut im Nordwesten Irans. Sabah erkannte, dass er die übermächtigen Seldschuken niemals in einer offenen Schlacht schlagen konnte. Deshalb wollte er den Gegner mit gezielten Schlägen ins Chaos stürzen: Er bildete seine Anhänger zu furchtlosen Attentätern aus, die für ihre Mission den Tod in Kauf nahmen. Sie spähten den Feind aus, infiltrierten Festungen und Heere. Und sie begingen politische Morde, meist mit einem Dolch.

Ob Generale, Gouverneure, Richter, Beamte oder Prediger – niemand schien mehr vor den Assassinen sicher. Allein zu Sabbahs Zeiten verübten sie etwa 50 erfolgreiche Attentate. Ihr Terror richtete sich in erster Linie gegen die Schiiten in Syrien und Ägypten; nur in wenigen Fällen griffen sie Christen an.

Assassinen: »die Bekifften«?

Die Bezeichnung Assassinen – die Sekte nannte sich nie selbst so – stammt vom arabischen »al-Haschischiyya«, abgeleitet von »Haschisch«. Daraus entwickelte sich die Legende, dass die Anhänger der Sekte mit Drogen gefügig gemacht wurden und ihre Anschläge im Rausch begingen. Wahrscheinlich handelte es sich bei dem Namen aber einfach um ein Schimpfwort: Für die Mehrheit der Muslime waren die Assassinen schlicht »die Bekifften«. Ihre Zeit ging Mitte des 13. Jahrhunderts zu Ende, als Mongolen die Festung Alamut eroberten.

Der Artikel ist in der Ausgabe 06/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.