Heißt Machu Picchu eigentlich gar nicht Machu Picchu?

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Scenery, Nature, Outdoors
Foto: © PATRICK PICHARD
Machu Picchu gehört zu den berühmtesten archäologischen Stätten der Welt. Doch vermutlich bekam die Stadt ihren modernen Namen erst im Jahr 1911.

(Text: Angelika Franz)

Die Inkastadt Machu Picchu gehört zu den berühmtesten archäologischen Stätten der Welt. Doch vermutlich hätte kein Inka des 15. Jahrhunderts gewusst, welcher Ort mit diesem Namen gemeint ist. Ursprünglich hieß die auf 2430 Meter Höhe in den Anden gelegene Stadt Huayna Picchu – benannt nach dem zuckerhutförmigen Berggipfel, in dessen Schatten sie erbaut wurde. Zu Hochzeiten lebten um die 1000 Personen in den 216 Gebäuden der Stadt. Da der Hang des Huayna Picchu sehr steil ist, sind die meisten davon nur über Stufen erreichbar. Wie der Historiker Donato Amado Gonzales vom peruanischen Kulturministerium und der Archäologe Brian S. Bauer von der University of Illinois in Chicago nun herausfanden, bekam die Stadt ihren modernen Namen erst durch den Forschungsreisenden Hiram Bingham im Jahr 1911. 

Gonzales und Bauer untersuchten für ihre Studie, die im »Journal of Andean Archaeology« erschienen ist, historische Dokumente aus vier Jahrhunderten, darunter auch frühe Berichte der spanischen Eroberer. Eine spanische Aufzeichnung aus dem späten 16. Jahrhundert berichtet davon, dass die Inka in Erwägung zogen, eine Ruinenstadt namens Huayna Picchu wiederzubesiedeln. Selbst 1904, nur sieben Jahre vor der Ankunft Binghams, war die Stadt in einem Atlas noch als Huayna Picchu eingetragen. Bingham selbst bekam von Bewohnern der Region seinen Aufzeichnungen zufolge die Stadt auch noch als Huayna Picchu gezeigt. Er aber wählte den Namen Machu Picchu, nach dem höchsten Berg der Region. Hiram Bingham gilt zwar offiziell als ihr Entdecker, jedoch war das Wissen um die Inkastadt in den Bergen nie ganz verloren. Er war lediglich der Erste, der ihre Lage veröffentlichte.

Der Artikel ist in der Ausgabe 06/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.