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Welche Höhlenstadt beherbergte 70 000 Menschen?

9. Nov.
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Metropole im Untergrund: Tief unter der Erde legten Forschende bislang 49 verschiedene Räume frei – vermutlich nur ein Bruchteil der gesamten Anlage

Foto: © ddp

In der türkischen Provinz Midyat stießen Arbeiter auf den Eingang zu einer Höhle. Die unterirdische Siedlung namens Matiate war wohl deutlich größer als bisher bekannte Höhlenstädte

(Artikel: Angelika Franz)

Unter der idyllischen Stadt Midyat im Südosten der türkischen Provinz Mardin liegt noch eine weitere riesige Siedlung. Ihr Name ist Matiate, nach dem alten assyrischen Namen der oberirdischen Stadt. Vor zwei Jahren stießen Arbeiter bei einem großen Reinigungsprojekt zur Erhaltung der historischen Straßen und Häuser in der Altstadt eher zufällig auf den Eingang zu einer unterirdischen Höhle. 

Hinter der ersten folgten weitere, verbunden durch ein weitläufiges Netz aus Korridoren. Insgesamt haben Archäologinnen und Archäologen bis heute 49 Räume unter der Stadt gefunden, darunter Vorratskammern und Zimmer mit Altären, Wandgemälden und unterirdischen Quellen. Sie vermuten jedoch, dass die bisher bekannten Höhlen erst drei Prozent der gesamten Anlage ausmachen. Anhand darin gefundener Artefakte ließ sich die Nutzung der unterirdischen Stadt auf das 2. und 3. Jahrhundert datieren. 

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In »Matiate« Lebten WOHL 60 000 bis 70 000 Menschen

Vermutlich bauten frühe Christen das Höhlennetz aus, um hier leben und ungestört ihren Glauben praktizieren zu können. Denn während der entsprechenden Jahrhunderte gehörte die Gegend zur römischen Provinz Mesopotamia, und die Ausübung des Christentums war – teils bei Todesstrafe – verboten. Aus der Größe der Anlage folgert der Ausgrabungsleiter und Direktor des örtlichen Museums, Gani Tarkan, dass sie von etwa 60 000 bis 70 000 Menschen bewohnt wurde. Damit ist Matiate deutlich größer als bisher bekannte unterirdische Städte. Derinkuyu in Kappadokien beispielsweise beherbergte nur rund 20 000 Menschen, die ihre Stadt bis zu acht Stockwerke tief in die Erde bauten. Das moderne Midyat hat heute rund 117 000 Einwohner, die meisten von ihnen sind Araber und Kurden.

Der Artikel ist in der Ausgabe 10/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.

Wie werden Höhlen erforscht?
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