Zerstörte ein Meteorit die Mauern von Jericho?

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Forschende haben Belege dafür gefunden, dass es vor rund 3600 Jahren eine gewaltige Explosion in der Nähe von Jericho gab

(Text: Angelika Franz)

Ein internationales Team von Forschenden aus mehreren Fachrichtungen hat Belege dafür gefunden, dass vor rund 3600 Jahren eine gewaltige Explosion die Siedlung Tall el-Hammam rund 22 Kilometer östlich von Jericho zerstörte. Die Explosion muss ähnlich stark gewesen sein wie diejenige, die ein Meteorit im Jahr 1908 im sibirischen Tunguska verursachte. Bei dem Ereignis wurde rund tausendmal so viel Energie freigesetzt wie bei der Explosion der Atombombe von Hiroshima. Die Katastrophe hinterließ in Tall el-Hammam eine 1,5 Meter dicke Schicht aus Kohlenstoff und Asche, in der die Ausgräber und Ausgräberinnen große Mengen an geschmolzener Keramik und geschmolzenen Ziegeln fanden. Außerdem entdeckten sie Quarzkugeln, die entstehen, wenn Sand großer Hitze ausgesetzt wird. Die Temperaturen müssen bei dem Einschlag um die 2000 Grad Celsius betragen haben. Die Druckwelle ebnete sämtliche Gebäude ein und ließ nur die Grundmauern stehen. Die Verteilung der Knochenreste von Menschen und Tieren spricht ebenfalls für die Kraft der Explosion.

Die Geschichte von Sodom und Gomorra

Möglicherweise inspirierte die Katastrophe von Tall el-Hammam die biblische Geschichte von Sodom und Gomorra. Laut der Geschichte im Buch Genesis der Bibel strafte Gott die beiden Städte für ihre Lasterhaftigkeit, indem er Feuer und Schwefel vom Himmel regnen ließ. Tall el-Hammam war um 1650 v. Chr. die größte und bedeutendste Stadt im Jordantal. Folgt man all diesen Indizien, so hätte die Energie der Explosion zudem ausgereicht, um etwa eine Minute später auch die Mauern des nahen Jericho zu zerstören. Dieses Ereignis wird ebenfalls in der Bibel erwähnt, dort ist es allerdings der Klang von Trompeten, der die Mauern einstürzen lässt. Nach dem Einschlag des Meteoriten blieb die Region 300 bis 600 Jahre lang unbesiedelt. Die Forschenden maßen in der Erde hohe Salzkonzentrationen, die möglicherweise die Felder unfruchtbar machten. Der Meteorit könnte, so folgern sie, beim Einschlag das Salz vom Ufer des Toten Meeres aufgewirbelt und in der Region verteilt haben.

Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.