Welche Risiken tragen extrem frühgeborene Kinder?

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Foto: © Martin Steffen/laif
Darmerkrankungen oder Hirnblutungen: Extrem frühgeborene Kinder kommen mit bestimmten Risiken auf die Welt – Ein Überblick

(Text: Astrid Viciano)

Vergangenes Jahr verkündeten Mediziner erneut einen jener Rekorde, der den Beginn eines langen Überlebenskampfs markiert. Ein Mädchen war mit nur 21 Wochen und vier Tagen zur Welt gekommen. 13 Monate mussten die Ärzte das Baby im Klinikum Fulda behandeln, bis es seine Familie endlich nach Hause begleiten konnte. Damit war das Mädchen eines der jüngsten Frühchen überhaupt weltweit. Nur wenige dieser Kinder überleben, selbst von jenen, die in der 23. und 24. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, überlebt nur etwa die Hälfte.

Von extrem Frühgeborenen sprechen Mediziner, wenn die Babys vor Ablauf der 29. Schwangerschaftswoche geboren werden. Ob sie zunächst in speziellen Kliniken, sogenannten Perinatalzentren, betreut werden müssen, bemessen Ärzte nicht nur am Alter der Kinder, sondern auch an ihrem Geburtsgewicht. Ein extremes Frühchen zum Beispiel wiegt weniger als 1500 Gramm.

Ein Risiko für extreme Frühchen sind Hirnblutungen

Ob die Babys überleben oder nicht, hängt vor allem davon ab, ob ihre Lungen bereits weit genug entwickelt sind. Kortisonartige Medikamente, die die Mutter vor der Geburt erhält, wenn eine Frühgeburt droht, können die Lungenreife des Kindes beschleunigen. Ein weiteres Risiko für die Kinder sind Hirnblutungen, da die Blutgefäße im Kopf noch sehr unreif sind. Bei der Geburt können die plötzlichen Druckunterschiede dazu führen, dass die Blutgefäße platzen. Durch die Blutungen im Gehirn kann es zu dauerhaften Behinderungen kommen.

In den ersten zwei Monaten nach der Geburt können bei den Frühchen neue Blutgefäße im Auge wuchern, was zu einer Netzhautablösung führen kann. Dann müssen Augenchirurgen die Netzhaut mit einem speziellen Laser behandeln. Etwa drei von 100 der extrem Frühgeborenen entwickeln nach der Geburt eine schwere Darmerkrankung, eines davon stirbt daran. Aufgrund der vielen Risiken ist es für die Kinderärzte und Eltern immer wieder eine schwierige Entscheidung, wie intensiv die Kleinsten aller Kleinen behandelt werden sollten.

Der Artikel ist in der Ausgabe 9/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.