Kann das Handy krank machen?

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Wer viel am Handy daddelt, kann taube Finger bekommen. Ein Neurologe erklärt, was dahinter stecken kann.

(Text: Susanne Donner)

Nein, denken wir sofort. Denn längst ist geklärt, dass der technische Begleiter keinen Krebs verursacht. Doch gibt es dennoch Gesundheitsgefahren: Wer viel daddelt, bekommt eher taube Finger. Dahinter steht das sogenannte Karpaltunnelsyndrom. Der Nerv im Handgelenk wird schlicht eingequetscht. Sowohl eine chinesische als auch eine türkische Studie offenbaren das: Studierende, die ihr Smartphone über fünf Stunden am Tag nutzten, hatten deutlich häufiger ein Kribbeln in Daumen bis Mittelfinger. Der Nerv leitete Reize langsamer weiter als im gesunden Zustand.

»Drehbewegungen des Handgelenks können das Karpaltunnelsyndrom hervorrufen. Dazu gehört beispielsweise auch das Wischen des Displays«, sagt Helmut Buchner, Neurologe von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung. Die Sehnen im Handgelenk verdicken sich infolge der wiederholten Beanspruchung. Der Nerv hat dadurch weniger Platz.

Kribbeln in den Fingern? Handy Häufiger Weglegen!

Seit Langem ist bekannt, dass Berufsgruppen, die viele drehende Handbewegungen ausführen, wie etwa Schlachter, am Karpaltunnelsyndrom erkranken. Übermäßige Handynutzung im Privaten kann den Beschwerden offenbar auch den Weg bereiten.

Im schlimmsten Fall muss der Engpass operiert werden. Chirurgen schaffen dann Platz im Karpaltunnel für den Nerv, indem sie das Mittelband, die dort verlaufende Sehne, durchtrennen. Jedes Jahr machen sie in Deutschland Zehntausende solcher Eingriffe. Frauen sind drei- bis viermal so häufig betroffen wie Männer. Ihre Bänder sind weicher, und ihre Gelenke schwellen infolge der weiblichen Geschlechtshormone leichter an. Besonders nachts kann ein Nervenengpass dann in der Hand oder im Arm schmerzen.

Wer ein Kribbeln in den Fingerspitzen bemerkt, sollte handeln, rät Buchner. »Das Handy muss öfter in der Hand- oder Hosentasche bleiben.« Auch sollte man weniger mit der Maus am PC arbeiten, weil dies den Nerv zusätzlich strapaziert. Genauso bedenklich ist Stricken. Ärzte verordnen Patienten oft eine Schiene, die das Handgelenk stabilisiert.

Ganz weglassen muss man das Handy nicht. »Ein achtsamer Umgang ist aber notwendig, damit die Hände gesund bleiben«, sagt Buchner.

Der Artikel ist in der Ausgabe 08/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.