Können Hunde eine Krebsdiagnose stellen?

von
Dog, Animal, Canine
Foto (C): Getty Images News/Getty Images
Hundenasen sind bis zu 56-mal so empfindlich wie die des Menschen. Aber können sie auch Krebspatienten am Atem erkennen?

(Text: Susanne Donner)

Der Labrador schnüffelte an der Ampulle, die mit der Atemluft eines Lungenkrebspatienten gefüllt war. Dann legte er sich auf den Boden – und teilte dem Lungenfacharzt Thorsten Walles so unmissverständlich mit, dass der Atem von einem Tumorkranken stammte.

Walles überprüfte bereits vor Jahren in einer Studie an der Universitätsklinik Würzburg, ob Hunde Krebspatienten am Geruch ihres Atems erkennen können. Die trainierten Hunde überführten 71 Prozent der Lungenkrebspatienten. Die Gesunden ordneten sie sogar zu 93 Prozent korrekt zu. »Die Hunde sind so gut. Sie weisen Sachen nach, die wir mit technischen Verfahren kaum nachweisen können«, sagt Thorsten Walles.

Der Krebsspürsinn der Vierbeiner, der ihnen oft zugeschrieben wird, ist also kein Mythos. Das beweist auch eine neue Übersichtsarbeit von Forschern um Tadeusz Jezierski von der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Darin wertet er die Studien von fünf verschiedenen Forschungsgruppen weltweit aus. Trainierte Hunde erkannten demnach Lungen-, Brust-, Haut- und Darmkrebs am Atem. Besonders gut konnten die Tiere den Geruch von Darmkrebspatienten an deren Ausscheidungen riechen – mit einer Trefferquote von 97 Prozent.

Hundenasen sind bis zu 56-mal so empfindlich wie die des Menschen

Die beeindruckenden Ergebnisse veranlassen Jezierski und andere Experten nun dazu, darüber nachzudenken, wie die Hunde den Ärzten künftig helfen könnten. »Denn der Einsatz der Tiere ist preiswert und einfach und besonders für Länder mit wenig medizinischer Infrastruktur interessant«, argumentiert Jezierski. Hundenasen sind bis zu 56-mal so empfindlich wie die des Menschen.

Wächst eine Krebsgeschwulst rasch, sterben viele Zellen ab und setzen dabei unangenehm riechende Stoffe frei. Diese wittern die Hunde, wie inzwischen nachgewiesen wurde. Da »Hunde oft den richtigen Riecher haben«, schlägt die Tiermedizinerin Carola Fischer-Tenhagen von der Freien Universität Berlin vor, moderne Tests künftig mit der Hundediagnose zu verbinden. Zusammen könnten sie unschlagbar sein. Geruchshunde könnten somit in Krankenhäusern einen festen Platz bekommen.

Der Artikel ist in der Ausgabe 07/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.