Schadet Cannabis dem Gehirn von Jugendlichen?

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Eine große Studie hat über mehrere Jahre die Folgen von regelmäßigem Cannabis-Konsum auf das Gehirn junger Menschen untersucht:

(Text: Astrid Viciano)

Gemeinhin gilt es als harmlos, wenn Jugendliche mal einen Joint probieren. Aber ist das wirklich so? Welche Folgen es für das Gehirn junger Menschen haben kann, wenn sie regelmäßig Cannabis konsumieren, hat eine große Studie erstmals über mehrere Jahre mithilfe von Aufnahmen aus dem Kernspintomografen (MRT) untersucht.

So war bei Jugendlichen, die Cannabis mehr oder weniger regelmäßig konsumierten, die Hirnrinde im Bereich der Stirn auffällig verdünnt. Je mehr Cannabis die Jugendlichen nach eigenen Angaben zu sich genommen hatten, desto schmaler fiel der Hirnbereich aus, wie ein Team um den klinischen Psychologen Matthew Albaugh von der Abteilung für Psychiatrie am University of Vermont Medical left im Fachblatt »JAMA Psychiatry« berichtete. Auch auf das Verhalten wirkten sich die Hirnveränderungen aus. Die von der Ausdünnung betroffenen Probanden reagierten impulsiver als andere, und es fiel ihnen schwerer, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren.

Insgesamt wertete das Team um Albaugh 1598 MRT-Bilder von rund 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus. Die ersten Aufnahmen erfolgten zwischen dem 1. März 2008 und dem 31. Dezember 2011, die Folgeaufnahmen vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Dezember 2016. Zu Beginn der Studie waren die Probanden im Durchschnitt 14,4 Jahre alt. »Schon frühere Studien haben ergeben, dass vor allem chronischer Cannabiskonsum im frühen Jugendalter mit anhaltenden kognitiven Beeinträchtigungen assoziiert ist«, sagt Maximilian Gahr, Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III des Universitätsklinikums Ulm, der selbst zum gleichen Thema forscht. Hier aber konnte erstmals an einer großen Stichprobe gezeigt werden, dass auch neuroanatomische Veränderungen auftreten können, ergänzt der Psychiater. Daher sollten vor allem Jugendliche, die Cannabis tatsächlich konsumieren, mehr über die gesundheitlichen Risiken erfahren.

Der Artikel ist in der Ausgabe 11/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.