Wie gefährlich sind Affenpocken?

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In Deutschland traten die ersten Fälle von Affenpocken im Mai 2022 auf. Wie gefährlich ist die Infektionskrankheit?

(Artikel: Astrid Viciano)

Die Aufregung war groß. Kaum gingen die Fallzahlen der Corona-Pandemie vorübergehend zurück, gab es erste Berichte über eine andere Infektionskrankheit in Europa: Affenpocken. In Deutschland traten die ersten Fälle im Mai 2022 auf, in den Sommermonaten stieg die Zahl auf mehr als 2000, so meldete das Robert Koch-Institut in Berlin.

Die seltenen Viren wurden 1970 erstmals bei einem Menschen gefunden, bei einem neun Monate alten Jungen in der Demokratischen Republik Kongo. Seither haben sich vor allem Menschen in Ländern West-und Zentralafrikas damit infiziert, in Nigeria oder Kamerun.

Übertragen werden die Erreger nicht über Affen, sondern vermutlich über Nagetiere. Der Name der Krankheit führt also in die Irre und wirkt zudem stigmatisierend, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will ihn in Zukunft ändern. Menschen in afrikanischen Ländern steckten sich vor allem direkt an Tieren mit dem Krankheitserreger an. Doch auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich, beim Sex, über Verletzungen oder über die Bläschen und den Schorf auf der Haut von Patienten mit Affenpocken. Aber auch, so die WHO, über kontaminiertes Material wie etwa Bettwäsche und wahrscheinlich sogar über Aerosole, also infektiöse Tröpfchen in der Luft, sofern der Kontakt lang und eng ist.

In New York weist medizinisches Personal Menschen ein, die sich gegen Affenpocken impfen lassen wollen.
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Meist benötigen die Betroffenen von Affenpocken keine Behandlung

Zunächst leiden die Patienten an Fieber und geschwollenen Lymphknoten, Frösteln, Kopf- und Gliederschmerzen. Einige Tage später entwickelt sich ein Hautausschlag: Die für Pocken typischen Pusteln und Bläschen entstehen, verkrusten und verheilen schließlich. Die Läsionen beginnen oft im Gesicht und breiten sich weiter aus. Auch Handflächen und Fußsohlen, der Mund und der Augenbereich sind betroffen. Aktuell berichten Mediziner, dass Patienten die Pusteln und Bläschen vermehrt im Genital- und Analbereich entwickeln.

Meist brauchen die Betroffenen keine Behandlung, die Erkrankung heilt nach ein paar Wochen von selbst aus. Den Wirkstoff Tecovirimat empfehlen Ärzte nur für besonders gefährdete Menschen, für Organtransplantierte zum Beispiel oder Menschen mit einer HIV-Infektion. 

Für Risikogruppen kann zum Schutz vor einer Infektion auch eine Pockenimpfung sinnvoll sein. Sicher ist in jedem Fall: Die Krankheit ist nicht mit Covid-19 zu vergleichen, keinesfalls sind weltweit Millionen Infizierte oder gar Todessfälle zu erwarten.

Der Artikel ist in der Ausgabe 09/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.