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Folge der Erderwärmung: Hagelt es in Zukunft häufiger?

21. Juli
Nature, Weather, Outdoors

Foto (C): BIOS/OKAPIA

Letztes Jahr wagte der Extremwetterforscher Michael Kunz vom Karlsruher Institut für Technologie noch keine Antwort auf diese Frage.

(Text: Susanne Donner)

Gemeinsam mit Kollegen hat Michael Kunz neue Daten ausgewertet und sagt: »Wahrscheinlich wird Hagel in Europa und Australien infolge der Erderwärmung häufiger werden.« Die Luft unmittelbar über dem Boden wird nämlich feuchter, weil es wärmer wird. Dadurch werden die Luftmassenschichtungen in der Atmosphäre instabiler. Das macht schwere Gewitter wahrscheinlicher. Auch die Hagelkörner dürften global größer werden, schreibt der Forscher in der Fachzeitschrift »Nature Reviews Earth & Environment«.

Der Trend zu heftigeren Hagelstürmen ist in Frankreich und Spanien schon gut dokumentiert. In den Pyrenäen stehen seit den 80er-Jahren Hageldetektoren, die entsprechende Unwetter erfassen. Die Eisgeschosse treffen dabei auf eine schwingende Membran, ähnlich einer Trommel. Die Lautstärke und die Wucht des Aufpralls verraten etwas über die Größe der Körner. Der verantwortliche Hagelforscher José Luis Sánchez von der Universität León liest aus den Aufzeichnungen der letzten Jahrzehnte: Die Körner sind mit der Zeit immer größer geworden.

Der Deutsche Wetterdienst arbeitet an einer Hagelwarnung

Das ist nicht ungefährlich für die Menschen. Hagelstürme können Schäden in Milliardenhöhe anrichten. »Hagel ist in einigen Regionen Mitteleuropas noch vor Überschwemmungen das schadensreichste Naturereignis«, sagt Kunz. Besonders Fassadenjalousien und Solarkollektoren an modernen Gebäuden gehen zu Bruch.

Auch schlagen die Eiskörner regelrechte Krater in die Wände von Häusern, deren Außendämmungen aus Styropor gefertigt sind. Die Schäden an der Infrastruktur sind mittlerweile größer als in der Landwirtschaft, warnt Kunz.

Zwar arbeitet der Deutsche Wetterdienst an einer Hagelwarnung. Aber das Wetterphänomen ist komplex. Binnen weniger Minuten braut sich ein Hagelsturm zusammen und geht dann auf einem Streifen von wenigen Hundert Metern bis allenfalls zwanzig Kilometern nieder. Für so schnelle und lokale Phänomene sind Wettersimulationen noch zu langsam und zu grob.

Der Artikel ist in der Ausgabe 07/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.

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