Wie häufig griffen Wölfe Menschen an?

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Dog, Pet, Mammal
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In Kriegszeiten vermehrten sich Wölfe stark. Dabei gewöhnten sie sich auch an Menschenfleisch. Doch wie gefährlich sind Wölfe heute wirklich?

(Text: Manuel Opitz)

Kaum eroberte sich der Wolf seinen alten Lebensraum in Deutschland wieder zurück, begann sofort eine Debatte darüber, wie gefährlich das Raubtier für Menschen ist. Sein Image jedenfalls ist denkbar schlecht: Ob bei Rotkäppchen oder in der Geschichte von den sieben jungen Geißlein – der Wolf tritt in den meisten Märchen als Bestie auf.

Das ist kein Wunder, galten die Tiere doch über Jahrhunderte hinweg bis in die Neuzeit hinein in Mitteleuropa als größter Feind des Menschen. »Er ist in jeder Hinsicht unangenehm, von niederträchtiger Gesinnung, wildem Aussehen, seine Stimme ist furchterregend, sein Geruch unerträglich, er ist von Natur aus verdorben, von grausamem Gebaren, schädlich zu Lebzeiten und nutzlos nach seinem Tode«, befand der französische Naturforscher Georges-Louis Leclerc 1758.

Angriffe von Wölfen waren Einzelfälle

Vor allem in Kriegszeiten vermehrten sich Wölfe stark, weil sie als Aasfresser dank der Körper der Gefallenen Unmengen an Nahrung fanden. Dabei gewöhnten sie sich auch an Menschenfleisch. 1647, Ende des Dreißigjährigen Krieges, zogen in der Gegend von Lüneburg Rudel von 20 bis 30 Tieren durch die Dörfer. Trotzdem sind gezielte Attacken von Dutzenden Wölfen auf Menschen für den deutschsprachigen Raum entgegen allen Klischees nicht belegt. Wolfsangriffe waren Einzelfälle: Meist handelte es sich um einzelne, altersschwache oder verletzte Wölfe, die bevorzugt Kinder oder Frauen angriffen und dabei teils auch töteten. In Ansbach etwa fiel ein Wolf 1685 über mindestens drei Kinder her.

Dramatisch dagegen waren die wirtschaftlichen Schäden, die die Raubtiere anrichteten. Wenn sie ganze Viehbestände fraßen, vernichteten sie die Lebensgrundlage von Landwirten. Zu ihrem schlechten Ruf trug aber auch die Kirche bei: Sie hat den Wolf als Sinnbild des Bösen und Verkörperung des Teufels dämonisiert – und damit Ängste in der Bevölkerung weiter geschürt.

Der Artikel ist in der Ausgabe 8/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.