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Was ist Carbon Farming?

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Foto: © imago images/blickwinkel
Der Kohlenstoffkreislauf ist aus dem Gleichgewicht geraten. Mithilfe von »Carbon Farming« soll CO₂ nun wieder zurück in die Böden gebracht werden:

(Text: Minerva Fois)

Die Menschheit holt Kohlenstoff aus den Böden, um ihn zu verfeuern – das ist, vereinfacht gesagt, die Ursache des Kohlendioxidanstiegs in der Atmosphäre und der daraus entstehenden Klimakrise. Dabei ist Kohlenstoff kein Teufelszeug, sondern ein zentraler Bestandteil aller organischen Verbindungen. Im Boden jedenfalls stört Kohlenstoff nicht im Geringsten, im Gegenteil – er verbessert die Bodenbeschaffenheit und hält Nahrungs- und Wachstumskreisläufe im Gang.

Doch wie wird aus dem vielen CO₂ in der Luft wieder organisch gebundener Kohlenstoff? Die Natur hat ein Rezept dafür: Es nennt sich »Kohlenstoffkreislauf«. Normalerweise wird der Kohlenstoff entweder durch den Kontakt von CO₂ mit Gewässern wieder aus der Luft herausgeholt – oder durch Pflanzen mit ihrer Fotosynthese.

Dieser Kreislauf ist wegen Überlastung aus dem Gleichgewicht geraten. Deshalb müssen wir Menschen die globalen CO₂-Emissionen senken. Aber könnte man nicht auch Kohlenstoff wieder zurück in die Böden bekommen? Solche Ideen gibt es – und eine davon ist das »Carbon Farming«. Ziel ist eine Form der Landwirtschaft, die neben Feldfrüchten auch Kohlenstoff (englisch: »carbon«) »anbaut«.

In den Agrar- und Ökowissenschaften wird schon seit Jahren nach den effektivsten Methoden dazu geforscht. Resultat: Carbon Farming passiert fast automatisch, wenn Äcker nachhaltig bewirtschaftet werden. Dafür müssten Landwirte »nackte« Bodenflächen vermeiden – indem sie neben den eigentlichen Nutzpflanzen auf ihren Äckern auch vermeintlich nutzloses Grünzeug unter- und nach der Ernte zwischenpflanzen. Das kurbelt nicht nur das Fotosynthese-Geschehen an, sondern hält auch die Böden saftig. Aus demselben Grund sollte das Durchpflügen der obersten Bodenschichten tabu sein.

»Carbon FARming«: Das Problem mit den Kosten

Ein weiterer Trick ist die sogenannte Agroforstwirtschaft mit gezielten Baumpflanzungen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen: Mit Baumwurzeln gelangt Kohlenstoff besonders tief in den Boden.

Das Problem: Carbon Farming verursacht für die Betriebe erst einmal Kosten und Ertragseinbußen. Damit die Landwirte bei ihrem Einsatz für bessere Böden und mehr Klimaschutz nicht draufzahlen, muss der Rest der Gesellschaft mit ins Boot geholt werden. Privatleute etwa, die für Produkte von Betrieben mit Carbon Farming mehr Geld zu zahlen bereit wären. Oder Unternehmen, die bei solchen »Kohlenstoff-Farmern« CO₂-Zertifikate einkaufen. In Deutschland hilft zum Beispiel das Berliner Start-up Klim beim Aufbau solcher Klimaschutznetzwerke.

Der Artikel ist in der Ausgabe 03/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.