Was verraten Eisproben über das frühere Erdklima?

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Nature, Ice, Outdoors
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Der Eispanzer der Antarktis birgt Gasbläschen aus vergangenen Erdzeitaltern. Die zeigen, wie sich die Zusammensetzung der Atmosphäre gewandelt hat.

(Text: Tim Kalvelage)

Wenn Forscher sehr weit in die Klimageschichte unseres Planeten zurückschauen wollen, reisen sie in die Antarktis. Denn dort lagert das älteste Eis der Erde. Seit mehr als 30 Millionen Jahren lastet dort auf dem südlichsten Kontinent ein mächtiger weißer Panzer. Die Schneemassen, die seither in der Antarktis fielen, haben kleine Luftbläschen eingeschlossen, ehe sie sich allmählich in Eis verwandelten. Indem Forscher das vor Urzeiten eingesperrte Gas wieder extrahieren, können sie die Beschaffenheit der Atmosphäre zu früheren Zeitpunkten bestimmen. 

Beginnend in den 1970er-Jahren haben russische und europäische Expeditionen durch das mehr als drei Kilometer dicke Eis gebohrt, fast bis auf das Grundgestein. Auf diese Weise wurden Eisbohrkerne zutage gefördert, die zusammengesetzt ungefähr 800 000 Jahre in die Vergangenheit zurückreichen. Sie umfassen damit insgesamt acht eiszeitliche Zyklen, also Wechsel zwischen lang anhaltenden Eis- und Warmzeiten. Dank der Gasanalysen wissen die Forscher, dass der CO2-Gehalt in der Atmosphäre bis zum vorindustriellen Zeitalter nie höher lag als etwa 310 Teilchen pro eine Million Luftteilchen. 

Inzwischen ist dieser Anteil durch das Verfeuern von Öl, Gas und Kohle und die Abholzung von Wäldern auf 412 Teilchen angestiegen. Auch die Konzentrationen der starken Treibhausgase Methan und Lachgas übertreffen jene der letzten 800 000 Jahre. Jüngst konnten US-Forscher in der Antarktis noch weiter in die Vergangenheit vordringen. Dafür bohrten sie in stark komprimiertes »blaues Eis«, das durch Gletscherbewegungen nahe an die Oberfläche gelangt. Erste Messungen deuten an, dass unsere Atmosphäre auch vor zwei Millionen Jahren erheblich weniger CO2 enthielt als heute. 

Der Artikel ist in der Ausgabe 03/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.