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Wie arbeiten Forscher in der Arktis?

14. Dez.
Vehicle, Transportation, Watercraft

Foto (C): Lianna Nixon

Das Forschungsschiff Polarstern hat fast ein Jahr lang die Arktis erkundet. Unsere Reporterin war mit dabei und erzählt von einem Arbeitstag der Forscher.

Autorin: Marlene Göring

Morgens um neun, nach Frühstück und Meeting, ziehen die Expeditionsteilnehmer auf ihrer Scholle in einem Tross gleichzeitig aufs Camp. »Wie im Berufsverkehr«, witzelt eine Forscherin. Von der Hauptstraße zweigen Trampelpfade ab, zum Elf-Meter-Mast der Meteorologen, zum Feld der Eisbohrkerne, zu dem langen Kabel, an dem der rote Atmosphärenballon »Miss Piggy« in die Luft steigt. 

Marcel Nicolaus’ Projekt ist ein 120-Kilo-Roboter namens »Beast«. Der Quadrat-Körper, gespickt mit Sensoren, Kameras und Greifarm, schwimmt schon im Wasser. In der Forschungshütte setzt der Meereis-Physiker vom Alfred-Wegener-Institut ihn in Gang, auf einem Pad mit zwei Joysticks; es sieht aus, als würde er ein Computerspiel steuern. Auf vier Bildschirmen laufen die Messdaten ein und die Aufnahmen, die das Beast liefert. 

Foto (C): Lianna Nixon
Foto (C): Lianna Nixon

Der Tauch-Roboter "Beast"

Der Roboter kann außerdem ein Netz hinter sich herziehen, in dem kleine Krebse und Quallen hängen bleiben. Er erstellt eine topografische Karte des Eises von unten und misst die Sonnenstrahlung, die in bestimmten Meerestiefen ankommt. 

Nicolaus muss auf Details achten. Wie viel Strahlung in den Ozean gelangt, hängt beispielweise davon ab, wie dick das Eis darüber ist: »In Studien zum arktischen Meereis wird bisher eine mittlere Dicke angenommen«, sagt Nicolaus. »Ich bekomme aber ein anderes Ergebnis, wenn ich durchgängig einen Meter Eis habe – oder zur Hälfte zwei Meter und zur anderen gar keins.« Das sei wie in einem dunklen Raum, in den durch ein winziges Loch Licht einfällt. »Da ist es mit einem Schlag hell.« 

Klimamodelle bewegen sich in einem riesigen Bereich möglicher Szenarien.

Präzise Messungen statt pauschaler Mittelwerte

Auch Klimamodelle arbeiten meist mit pauschalen Mittelwerten. »Sie bewegen sich in einem riesigen Bereich möglicher Szenarien«, so Nicolaus. Die vielen Datenpunkte des Beast machen die Vorhersagen zuverlässiger: Nicolaus wird aus ihnen eine Verteilungsfunktion ableiten. Statt eines einzigen Wertes berücksichtigt sie, wie häufig 50, 100 oder 150 Zentimeter dickes Eis vorkommt – und wie viel Licht es jeweils bis ins Meer durchlässt. Das bestimmt mit, wie stark sich der Ozean aufheizt – und damit, wie schnell das Eis schmilzt. 

Das Mittagessen an Bord lässt Nicolaus ausfallen und packt Stullen aus. »Gleich kommen die Ecos«, sagt er und meint die Ökologen und ihr Netz. Die nächste Runde für das Beast. 

Mehr über die Expedition, über die Arbeit der Forscher und die Lage in der Arktis lesen Sie in Ausgabe 01/2021 des P.M. Magazin.

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