Wie schafft es die Schnee-Eule, lautlos zu fliegen?

von
Owl, Bird, Animal
Mäusen und Lemmingen bringt die arktische Eule einen stillen Tod. Ihr Geheimnis: große Flügel mit integriertem Schallschutz.

Zu Hause ist die Schnee-Eule in der arktischen Tundra – doch in besonders kalten, schneereichen Wintern zieht sie auf der Suche nach kleinen Säugetieren wie Mäusen und Lemmingen zeitweise bis nach Zentralrussland oder ins nördliche Mitteleuropa. Die Luftakrobaten sind gut für den Langstreckenflug ausgestattet. Kaum ein anderer Vogel besitzt eine so günstige Relation zwischen der Größe der Flügel und dem (vergleichsweise geringen) Gewicht, das sie tragen müssen. Das weiße Gefieder ist eine Anpassung an die polaren Breiten: In schneebedeckten Gefilden ist die Eule kaum zu erspähen. 

Vor allem aber macht es den Beutetieren zu schaffen, dass sie den Jäger am Himmel nicht hören können. Denn dessen Flügelschlag ist — anders als bei den meisten Vögeln — nicht zu vernehmen. Speziell konstruierte Schwingen machen den lautlosen Flug möglich. Denn die Geräusche rufen bei Vögeln in erster Linie die Vorderkanten der Flügel hervor; sie erzeugen Luftwirbel, die sich als Schall ausbreiten. Um das zu vermeiden, trägt die Eule einen Kamm steifer Federn an der Vorderkante ihres Gefieders; der hilft, die Verwirbelungen zu reduzieren. 

Samtige Federn schlucken Geräusche

Doch das allein reicht nicht aus. Obendrein wirken die Ober- und die Hinterseite der Schwingen wie eine Art nachträglicher Schalldämpfer. Feinste, samtartige Federn am Rand und an der Oberseite der Flügel absorbieren Fluggeräusche – wie ein weicher Teppich, der Schall schluckt. Und die Hinterkante der Flügel ist gefranst und flexibel; auf diese Weise werden mögliche Luftwirbel endgültig gedämpft. Das Ergebnis: Die Opfer bemerken den kreisenden Jäger über ihnen nicht. Dafür kann der seine Beute im Flug umso besser akustisch orten — kein Rauschen der Schwingen übertönt das Rascheln am Boden.

(Text: Stefan Maiwald)

Der Artikel ist in der Ausgabe 12/2020 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.