Wo versteckte die Bundesbank ein geheimes Milliardenvermögen?

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Bodenbelag, Boden, Korridor
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Die Bundesbank ließ auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges alternative Banknoten im Wert von 26 Milliarden D-Mark drucken.

(Text: Thomas Röbke)

Wir schreiben das Jahr 1962, befinden uns auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Im beschaulichen Moselstädtchen Cochem rücken Bautrupps mit schwerem Gerät an. Zwei Jahre lang, von sechs Uhr morgens bis zehn Uhr abends, treiben sie mitten in einem Wohngebiet einen Stollen in den Hang. Angeblich für einen Schutzbunker. Tatsächlich aber entsteht in Cochem ein Geheimbunker der Deutschen Bundesbank, getarnt durch zwei Wohnhäuser, die als Schulungszentrum dienen sollen.

Die Bundesregierung fürchtet damals, dass feindliche Mächte Falschgeld in großen Mengen in Umlauf bringen könnten. Eine Hyperinflation wäre die Folge, das Vertrauen in die D-Mark verloren, die Volkswirtschaft würde kollabieren. Um das zu verhindern, soll im Ernstfall eine geheime Notfallwährung innerhalb weniger Tage den kompromittierten Bargeldbestand ersetzen können. Zu diesem Zweck lässt die Bundesbank alternative Banknoten im Wert von 26 Milliarden D-Mark drucken.

Geld, Möbel
Um im Kalten Krieg eine Hyperinflation zu verhindern, lagerte die Bundesbank in einem Bunker an der Mosel eine geheime Notfallwährung. Foto: © picture alliance / augenklick/firo Sportphoto

Mehr als 100 Tonnen Papier wurden hinter den Tresortüren der Bundesbank gelagert

Elf Milliarden davon bewahrt sie in ihren Tresoren in Frankfurt am Main auf. Doch die Stadt liegt nahe am »Fulda Gap«, wie die US-Streitkräfte eine Stelle an der deutsch-deutschen Grenze nennen, die als mögliches Einfallstor bei einem Angriff aus dem Osten gilt. So wird der größere Teil, 15 Milliarden, in den Bunker nach Cochem gebracht. An einen Ort, der von Frankfurt und Bonn relativ leicht zu erreichen ist und trotzdem ein ganzes Stück vom Fulda Gap entfernt. Sollten Atomwaffen eingesetzt werden, hofft man, dass die Druckwelle über das enge Moseltal hinweggeht.

Mehr als 100 Tonnen Papier werden hinter schweren Tresortüren gelagert, der Bunker wird so eingerichtet, dass man hier 14 Tage von der Außenwelt abgeschnitten überleben kann. Zweimal im Jahr reisen Prüfer der Bundesbank an, ausgestattet mit den drei Tresorschlüsseln und der Zahlenschlosskombination, und zählen nach. Erst 1988 wird der Bunker aufgegeben, die Notfall-Geldscheine werden geschreddert. Seit 2016 ist der Bunker öffentliches Museum und Dokumentationsstätte, die Häuser darüber werden als Hotel genutzt.

Der Artikel ist in der Ausgabe 04/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.