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Offene Kommunikation: So gelingen konstruktive Gespräche unter Kontrahenten

von
Silhouette, Person, Human
Foto (C): Getty Images/iStockphoto
Wer ideologische Gräben überbrücken möchte, sollte Verständnis zeigen - und bloß nicht versuchen, dem anderen die Welt zu erklären.
Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.

Während der Präsidentschaft von Donald Trump in den USA standen sich Anhänger der Republikanischen und der Demokratischen Partei zunehmend unversöhnlich gegenüber. Wer die eigenen Ansichten nicht teilte, galt schnell als naiv, moralisch fragwürdig oder gar niederträchtig. Wie man derart in ihren Ansichten verhärtete Kontrahenten zurück in ein konstruktives Gespräch bringt, hat die Verhaltensforscherin Francesca Gino von der Harvard Business School mit Kollegen untersucht.

Die Wissenschaftler sehen die Lösung vor allem im Sprachgebrauch. Wer konstruktiv mit anderen diskutieren wolle, müsse dabei vor allem signalisieren, dass er an den Ansichten der Gegenseite wirklich interessiert ist. Um die Eigenschaften einer dafür geeigneten, »offenen« Sprache zu untersuchen, konfrontierten die Forscher in einer Studie Tausende Personen mit politischen Äußerungen, mit denen die Probanden nicht einverstanden waren – und auf die sie antworten sollten. Danach beurteilten weitere Teilnehmer der Studie, wie aufgeschlossen ihnen die zuerst Befragten aufgrund ihrer Antworten erschienen.

Wer offen kommuniziert, wird von der Gegenseite ernster genommen

Anschließend nutzten die Forscher einen Algorithmus, um wiederkehrende Strukturen in den als besonders »offen« oder »aufgeschlossen« bewerteten Antworten zu erkennen. Das Ergebnis: Offenheit vermitteln dem Gegenüber bestätigende Formulierungen wie »Ich verstehe, dass …« oder »Ich glaube, was du sagst, ist …«. Hilfreich ist ebenfalls, positive statt negativer Begriffe zu verwenden. Wörter wie »weil« oder »deshalb« sollten dagegen vermieden werden. Sie können herablassend oder belehrend erscheinen.

Bei weiteren Experimenten stellte sich heraus: Wer in so einem »offenen« Sprachgebrauch geschult worden war, wurde danach von Andersdenkenden eher als Gesprächspartner akzeptiert. Zudem wurde solchen Personen auch ein besseres Urteilsvermögen bescheinigt. Um die Gräben zu Kontrahenten zu überbrücken, gilt also: Ansichten würdigen, auch wenn man sie nicht teilt. Und offen kommunizieren, weil auch die Gegenseite sich dann offener verhält. 

(Text: Dieter Möller)

Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.