Warum sagen wir… »grottenschlecht«?

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Ob grottenschlecht, grottenfalsch, grottenhässlich – »grotten-« dient einer ganzen Reihe von Wörtern als negative Verstärkung: »Grottenschlecht« ist eindeutig mehr als nur »schlecht«. Naheliegende Erklärung: Hinter dieser Wortschöpfung steht das Bild einer gruseligen Grotte. »Grotte« kommt vom griechischen »Krypta« – und dieses Wort bezeichnete ursprünglich eine verborgene unterirdische Höhle, in der man die Gebeine der Toten ablegte. Sie stellte also eine Art Filiale der Unterwelt dar.
Doch was in der Antike die Menschen zum Schaudern brachte, tat es in späteren Zeiten immer weniger. Im Gegenteil: Die Grotte – ein natürlicher oder künstlich hergestellter Hohlraum in einem Felsen – wurde in der Vorstellung der Menschen zum Ort, an dem sich Liebende trafen oder auserwählten Kindern die Jungfrau Maria erscheinen konnte.
Grotte oder Grott?
Am Ursprung der »grottigen« Wortfamilie kann also nicht die Grotte stehen, meinen viele Sprachforscher. Sie sehen darin eher ein Tier, das früher aufgrund seiner hässlichen Warzen, Glubschaugen und schleimigen Haut zu den unheimlichen Teufels- und Hexentieren gezählt wurde: die Kröte, im Schwäbischen Krott oder Grott. Alles, was mit ihr zu tun hat, war Teufelswerk und daher grottenschlecht.
Doch auch im Fall von »grottenschlecht« zeigt sich wieder, dass der Sprachgebrauch wunderbar inkonsequent sein kann: Denn der Begriff »kleine Grott« (»kleine Kröte«) wird im Schwäbischen wiederum als Kosename für ein hübsches kleines Mädchen gebraucht.
(Text: Sabine Schwabenthan)