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Heizsysteme: Kann man mit Eis heizen?

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Foto: © PR-Bild
Immer mehr Menschen setzen auf klimaneutrale Heizsysteme, die Wärme aus anderen Materialien als Gas und Öl ziehen. Sogar mit Eis kann geheizt werden.

(Text: Thomas Röbke)

Heizen ist ein gewaltiger Energiefresser, besonders im Winter. Immer mehr Menschen setzen dabei auf klimaneutrale Heizsysteme, die ihre Wärme aus anderen Materialien als Öl und Gas ziehen – zum Beispiel aus Eis. Was zunächst widersprüchlich klingt, funktioniert ähnlich wie ein Kühlschrank: Durch einen großen unterirdischen Wassertank führen lange Rohrleitungen. In ihnen fließt ein eiskaltes Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel. Es entzieht dem Wasser im Tank Hitze und trägt sie zu einer Wärmepumpe im Keller weiter. Dort gibt das Gemisch die aufgenommene Wärme an ein Kältemittel ab: eine Spezialflüssigkeit, die schon bei geringen Temperaturen verdampft. Doch die Pumpe drückt das Kältemittel so fest zusammen, dass es direkt wieder flüssig wird – und dabei bis zu 70 Grad heiß.

Im Gegensatz zum Kühlschrank gibt die Eisheizung diese Wärme allerdings nicht nach außen ab, sondern leitet sie an die Fußbodenheizung im Haus weiter: Während das Wasser im Speicher immer kälter wird, wird das Wohnzimmer immer wärmer. Besonders viel Wärme wird frei, wenn das Wasser zu Eis erstarrt und dabei auf einen Schlag viel Bewegungsenergie verliert: Wenn 10 Kubikmeter Wasser gefrieren – so viel wie 50 Badewannen –, setzen sie so viel Energie frei wie 100 Liter Heizöl

Eisspeicher können relativ konstant auf ein Temperaturniveau zurückgreifen

»Ein großer Trend im Wärmesektor ist der zunehmende Einsatz von Wärmepumpen«, sagt Johannes Jungwirth, der im bayerischen Ansbach zu alternativen Heizsystemen forscht. »Ein Eisspeicher hat den großen Vorteil, dass er ganzjährig relativ konstant auf ein Temperaturniveau zurückgreifen kann.«

Ein wenig Strom braucht es dafür allerdings trotzdem: Ein System stellt sicher, dass nicht alles Wasser auf einmal gefriert und immer nur so viel Wärmeenergie frei wird, wie zum Heizen erforderlich ist. Trotzdem ist das Wasser im Speicher am Ende des Winters schließlich komplett gefroren.

Das ist allerdings ein Bonuspunkt. Denn so kann die Pumpe ihre Funktion im Sommer einfach umdrehen: Sie gewinnt aus dem allmählich auftauenden Eis Kälte, transportiert sie über die gleichen Leitungen ins Haus – und hält es so angenehm kühl.

Der Artikel ist in der Ausgabe 04/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.