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Indoor-Farmen: Sind Daten der neue Dünger?

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Foto: © AFP/Getty Images
Immer mehr Landwirte ziehen Gemüse und Kräuter in Hallen auf. Eine der weltweit größten Farmen wird von der New Yorker Firma Aerofarms betrieben

(Text: Chris Löwer)

Landwirtschaft wird längst nicht mehr nur auf Äckern und Weiden betrieben: Immer mehr Indoor-Farmen ziehen Gemüse und Kräuter in Hallen auf. Der Pflanzenanbau unter Kunstlicht und auf Nährsubstraten soll wichtige Ressourcen schonen, weil er weniger Fläche, Wasser und Pestizide benötigt – und auch inmitten von Großstädten betrieben werden kann, was die Lieferwege zu Kunden verkürzt.

Eine der weltweit größten Indoor-Farmen betreibt die New Yorker Firma Aerofarms: Auf ihrer Anbaufläche von 6500 Quadratmetern kann saisonunabhängig produziert und damit auch rund ums Jahr geerntet werden. Die so jährlich produzierten mehr als 900 000 Kilogram Blattgrün entsprechen laut Aerofarms dem 400-fachen Ertrag eines vergleichbaren konventionellen Anbaus. Wie ist das möglich?

Gebäude, Feld, Tier
In der Produktionshalle der US-Agrarfirma Aerofarms überwachen Sensoren das Wachstum der Pflanzen. Computer steuern die Zufuhr von Dünger, Wasser und Licht. Foto: © AFP/Getty Images

Der Wasserbedarf kann in Indoor-Farmen um 95 prozent gesenkt werden

Der Schlüssel liegt in einer Batterie von Sensoren und Kameras, mit denen die Pflanzen permanent überwacht werden. Sie speisen Millionen Echtzeitdaten zu Temperatur, Feuchtigkeit, Sauerstoffversorgung, Nährstoffzufuhr, Beleuchtung, Gesundheit und Wachstum der Pflanzen in die Firmenrechner, wo die Daten analysiert werden. Eine Software leitet daraus Pflege- und Aufzuchtanweisungen ab, die von dem System automatisch umgesetzt werden. Etwa indem das LED-Licht länger leuchtet (Sonne braucht es nicht) oder bedarfsgerecht mehr oder weniger Nährstoffe zugegeben werden. Durch derart zielgerechte Aufzucht kann etwa der Wasserbedarf um 95 Prozent gesenkt werden.

Die datengesteuerte Indoor-Farm kommt ohne Pestizide aus und benötigt deutlich weniger Dünger als der herkömmliche Anbau auf dem Feld. Man könnte also tatsächlich sagen: Daten sind der neue Dünger. Zudem ermöglicht diese Form der Landwirtschaft, die gesamte Produktionskette von der Saat bis zum Verladen Produkte weitgehend zu automatisieren. Das System lernt derweil dazu, sodass die Ernten mit der Zeit ertragreicher ausfallen. Sollte sich die Technik bewähren, könnten bald immer mehr Landwirte auch zu »Datenwirten« werden.

Der Artikel ist in der Ausgabe 03/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.