Kann Holz härter als Edelstahl sein?

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Forschende aus den USA haben eine neue Methode entwickelt, mit der Holzmesser hergestellt werden können, die dreimal so scharf wie Messer aus Edelstahl sind.

(Text: Jan Berndorff)

Messer, Gabeln und Löffel aus Edelstahl könnten in der Küche in Zukunft Konkurrenz erhalten – denn Forschende aus den USA haben eine neue Methode entwickelt, um Holz so robust und scharf zu machen wie metallische Materialien.

Dafür wird der Rohstoff zunächst in Natriumhydroxid und Natriumsulfid gebadet: Das weicht das Holz auf und wäscht die Anteile an Lignin und Hemicellulose aus ihm heraus. Die sind dafür verantwortlich, dass das Material im natürlichen Zustand vergleichsweise weich ist. Die verbleibende Cellulose wird dann einem Druck von 200 Bar und 100 Grad Celsius Hitze ausgesetzt, um sie von Wasser zu befreien und zu verdichten. Das Holz verliert seine Kanäle und Poren. Am Ende wird es noch in lebensmittelechtes Mineralöl getaucht, damit es wasserabweisend wird.

Aus derart gehärtetem Lindenholz haben die Forschenden um Teng Li von der University of Maryland Messer und Gabeln mit erstaunlichen Eigenschaften gefertigt. Die Messer aus Holz sind dreimal so scharf wie Tafelmesser aus Edelstahl und das behandelte Holz 23-mal so hart wie herkömmliches Lindenholz. 

Günstig und umweltschonend

Nägel aus dem Material erwiesen sich bei Tests zudem als genauso funktionstüchtig wie Stahlnägel. Sie konnten ohne Weiteres durch drei übereinanderliegende Bretter aus normalem Lindenholz getrieben werden, ohne zu brechen. Der Vorteil der Holznägel: Das Material ist absolut rostfrei.

Die Forschenden betonen, das Verfahren sei im Vergleich zur Stahlverhüttung günstig und umweltschonend. Und auch die Haltbarkeit der Holzutensilien sehen sie als konkurrenzfähig an: »In der Küche haben wir viele Holzgeräte, die wir sehr lange nutzen«, sagt Teng Li, »etwa Schneidebretter, Essstäbchen oder Nudelhölzer.« Auch die Messer aus Holz ließen sich häufig verwenden, wenn man sie pflege. Wie oft genau sie nachgeschärft werden müssten, sei jedoch noch unklar. Jedenfalls wollen die Forschenden nun auch Fußböden und andere Produkte aus dem harten Holz herstellen.

Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.