Lassen sich Güterzüge allein durch die Schwerkraft antreiben?

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Foto: © action press
Entwickler haben den weltweit ersten Güterzug angekündigt, der nur durch die Schwerkraft betrieben wird. Das gelingt, weil der Infinity Train auf einer festgelegten Strecke pendelt.

(Text: Jenny Niederstadt)

Sie gehören zu den längsten Bahnen der Welt: Bis zu 2,8 Kilometer lang sind die Güterzüge, die das australische Unternehmen Fortescue durch den dünn besiedelten Westen des Landes schickt. Mit 244 Waggons fahren sie vom bergigen Inland zu den Häfen an der Küste – Fortescue gehört zu den weltweit größten Produzenten von Eisenerz.

Nun haben die Entwickler der Firma den Infinity Train angekündigt: den weltweit ersten E-Zug, der sich vollkommen selbstständig mit Energie versorgt: Auf Strecken, die abwärtsführen, lädt er seine Batterien auf. Den so gewonnenen Strom nutzt er auf dem Rückweg.

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Der Bergbauzug von Fortescue in Westaustralien soll seine Antriebsenergie bald selbst erzeugen – mithilfe der Schwerkraft. Foto: © Photography ProjectFortescue

Der Infity Train funktioniert, weil er auf einer festgelegten Strecke Pendelt

Das gelingt, weil der Infinity Train auf einer festgelegten Strecke pendelt: Er transportiert Erz aus den Bergen in Pilbara ins Tal – bislang mithilfe von Dieselmotoren. Künftig aber soll der Güterzug langsam bergab rollen, angetrieben allein von der Schwerkraft. Voll beladen wiegt er auf dieser Tour 34 000 Tonnen, sodass große Mengen an Bewegungsenergie entstehen. Diese lassen sich in Strom umwandeln – ähnlich wie bei einem Dynamo am Fahrrad – und speichern. Nach dem Entladen der Fracht im Hafen sind die Waggons dann so leicht, dass die gewonnene Energie ausreicht, um den Zug wieder zurück zu den Minen zu bringen.

Fortescue hofft, seine CO₂-Produktion mit der Neuentwicklung deutlich zu senken, denn das Unternehmen will bis 2030 klimaneutral werden. Noch aber verbrauchen die 16 Güterzüge der Firma jährlich 82 Millionen Liter Diesel. 

Wann genau der Infinity Train zum ersten Mal energieautark durch Australien fahren wird, ist noch unklar: Finanziert ist eine Entwicklungsphase von zwei Jahren.

Der Artikel ist in der Ausgabe 06/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.