Warum sehen viele Autos so »böse« aus?

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Tire, Machine, Wheel
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Das Design vieler Autos orientiert sich an der menschlichen Mimik und zeigt: Fiese Fratzen sind groß in Mode! Aber warum?

Er ist eigentlich ein Kleinwagen für den täglichen Einkauf. Doch wer dem neuen Aygo-Modell von Toyota ins Gesicht schaut, bekommt einen Schreck: Grimmig blickt er einen aus Sehschlitzen mit heruntergezogenen Brauen an – angriffslustig wie ein Raubtier. Das Vorgängermodell wirkte wie eine Knutschkugel: Mit freundlichem Gesicht und Scheinwerfern wie Kulleraugen erinnerte es an den Fiat 500 oder den alten VW Käfer.

Ein BMW sollte immer so aussehen, als wolle er die Straße vor sich auffressen.

Chefdesigner Adrian van Hooydonk

Was dem Aygo widerfuhr, ist kein Einzelfall. Immer mehr Autos haben heut zutage den »bösen Blick«. Schlitzförmige Scheinwerfer, Kühlergrills, die gefletschten Zähne gleichen, Luftschlitze wie Hai-Kiemen: Bei Marken wie Audi, Mercedes oder BMW ist das Standard. »Ein BMW sollte immer so aussehen, als wolle er die Straße vor sich auffressen«, sagte Chefdesigner Adrian van Hooydonk dem Magazin »Der Spiegel«.

Der böse Blick ist derzeit im Autodesign schwer angesagt

Solche archaischen Muster wirken: Sie erzeugen das Bild eines wütenden Gesichts, das weltweit verstanden wird. Verkehrsteilnehmer räumen instinktiv die linke Fahrspur der Autobahn, wenn im Rückspiegel ein monströser Kühlergrill auftaucht. Diese Dominanz wollen die Hersteller nun auch kleineren Autos verleihen. Denn sie ist ein Wert – das stellen auch Psychologen fest –, für den die Menschen gern bezahlen. Das kann im Verkehr Gutes bewirken – wenn es bei der Drohung bleibt: Nähert sich ein Fratzen-Auto, reagieren auch Fußgänger und Radfahrer vorsichtiger.

Allerdings könnte sich diese Präferenz durch die Einführung autonom fahrender Autos ändern: Der Stuttgarter Designprofessor Lutz Fügener glaubt, dass ein aggressives Design zu sehr verstöre, wenn kein Mensch mehr hinterm Steuer sitzt. Keiner traue gefährlich aussehenden Robotern. Zu viel Angst und Schrecken wollten auch Autohersteller nicht verbreiten.

(Text: Jan Berndorff)

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.