Wie wird der Persische Golf zukünftig unbewohnbar?

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Foto: © Nasa
Forschende aus den USA haben die mögliche Entwicklung des Klimas auf dem Persischen Golf bis zum Jahr 2100 berechnet. In mehreren Städten könnte mitunter eine Hitzeschwelle überschritten werden, in der Menschen nicht überleben können

(Text: Jan Berndorff)

Anfang August 2003 ächzte Europa unter einer Hitzewelle, die in Portugal für eine Rekord-Spitzentemperatur von 47,3 Grad Celsius sorgte. Über 40 000 Europäer fielen dem Jahrhundertsommer seinerzeit zum Opfer. Doch im Vergleich zu dem, was den arabischen Ländern am Persischen Golf infolge des Klimawandels droht, wäre das »wie eine Erfrischung«, warnt der Umweltforscher Jeremy Pal von der Loyola Marymount University in Los Angeles.

Zusammen mit seinem Kollegen Elfatih Eltahir vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, USA, modellierte er vor einigen Jahren auf Basis realer Wetteraufzeichnungen die dortige Klimaentwicklung bis Ende dieses Jahrhunderts. Sein Ergebnis: Zwischen 2071 und 2100 wird in mehreren Städten der Region wie Doha, Dubai und Abu Dhabi mitunter eine Hitzeschwelle überschritten werden, jenseits derer der Mensch nicht überleben kann – selbst in schattigen, gut durchlüfteten Arealen. 

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Strandpromenade in Abu Dhabi: Wehe, wenn es immer heißer wird
Foto: © Shutterstock/Stephen Bridger

Wenn sich das Klima weiter erwärmt, könnte die 35-Grad-Schwelle alle zehn Jahre übertroffen werden

Forschende machen diese Schwelle nicht allein an der Temperatur fest, die etwa in Kuwait auf über 60 Grad Celsius ansteigen könne. Entscheidend sei die sogenannte Feuchttemperatur. Das ist ein Wert, der Temperatur und Feuchte der Luft kombiniert. Im iranischen Bandar Mahschahr zum Beispiel wurden am 31. Juli 2015 46 Grad Celsius bei 49 Prozent relativer Luftfeuchte erreicht. Das entspricht 34,6 Grad Feuchttemperatur. Damit wurde beinahe die kritische Schwelle von 35 Grad auf dieser Skala erreicht – es wäre weltweit das erste Mal in der Geschichte der Wetteraufzeichnungen gewesen.

Jenseits dieses Wertes ist unser Organismus ohne technische Hilfe nicht mehr in der Lage, eine Körpertemperatur von rund 37 Grad zu halten, indem er die einwirkende Hitze etwa durch Schwitzen und die daraus resultierende Verdunstungskälte ausgleicht. Nach spätestens sechs Stunden versagen dann die Organe – auch wenn ein Mensch jung und fit ist.

Wenn sich das Klima weiter erwärmt wie bisher und die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 um vier Grad steigt, werde die 35-Grad-Schwelle in den Städten am Persischen Golf etwa alle zehn Jahre übertroffen, sagt die Studie voraus. Die Region ist besonders anfällig für Hitzewellen, denn es gibt kaum Berge, klare Luft sowie einen großen, flachen Wasserkörper, der unter der heißen Sonne für viel Verdunstung und Luftfeuchte sorgt.

Der Artikel ist in P.M. Schneller Schlau erschienen.