Wer schickt Satelliten aus Holz ins All?

von
Box, Plywood, Wood
Foto (C): Kyoto University
»Lignosat« wäre der erste Satellit aus Holz, der die Erde umrundet.

(Text: Jenny Niederstadt)

Der Prototyp wirkt unscheinbar: eine schlichte Kiste aus hellem Holz. Diese Box wollen japanische Forscher der Universität von Kyoto 2023 ins All schicken – »Lignosat« wäre der erste Satellit aus Holz, der die Erde umrundet.

Sein bescheidenes Äußeres täuscht: Im Inneren ist er bestückt mit den üblichen Geräten, etwa Antennen und Sensoren. Diese verborgene Aufbewahrung ist der Clou des neuartigen Satelliten. Denn Holz zeigt sich – anders als die meisten Metalle – durchlässig für Radiowellen. Funksprüche und die Befehle von der Bodenstation erreichen die Instrumente von Lignosat deshalb problemlos auch dann, wenn sie gut geschützt im Innern der Kiste lagern. Bei den sonst üblichen Satelliten sitzen die Geräte auf der Außenhaut. Dort aber sind sie stärker den Gefahren im All ausgesetzt, etwa Kollisionen mit Weltraumschrott.

Zur Vermeidung dieses Mülls will das Projekt gleichfalls beitragen: Sollte der Holzsatellit einmal nicht mehr gebraucht werden, kann er gezielt in die Erdatmosphäre gelenkt werden. Beim dortigen Wiedereintritt würde er nahezu restlos verbrennen. Zwar gehen auch Satelliten aus Metall bei der Rückkehr zur Erde in Flammen auf, sie setzen dabei aber winzige Metallpartikel frei. Die schweben mitunter über Jahre in den obersten Schichten der Atmosphäre. Noch ist unklar, wie sich dies auf die Umwelt auswirkt.

Welches Holz die Forscher für den Satelliten nutzen wollen, ist noch geheim. Zunächst soll es auf der Erde in Situationen getestet werden, die im All zu erwarten sind – etwa starke Temperaturwechsel oder intensives Sonnenlicht.

Hinter dem Projekt steht der Forscher Takao Doi: Er flog 1997 und 2008 selbst als Astronaut ins All.

Der Artikel ist in der Ausgabe 07/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.