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Was hilft gegen Knochenschwund im All?

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Nasa-Astronautin Kate Rubins mit auf der Raumstation ISS gezüchteten Radieschen: Optimierte Pflanzenkost soll die Gesundheit von Crew-Mitgliedern auf langjährigen Missionen im Weltall sichern Foto: © ddp
Weltraummissionen setzen den Körper enormen Belastungen aus. Unter anderem macht ihm die fehlende Schwerkraft zu schaffen. Abhilfe schaffen könnte genetisch veränderter Salat.

(Text: Jenny Niederstadt)

Weltraummissionen sind für Astronautinnen und Astronauten eine enorme Belastung – nicht nur psychisch, sondern auch gesundheitlich: Die Muskeln bauen ab, das Immunsystem schwächelt, die Sehkraft leidet. Und auch die Knochenmasse schwindet: Sie nimmt durch die Schwerelosigkeit im All pro Monat um bis zu 1,5 Prozent ab, haben Forschende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt herausgefunden. Vergleichbar sind diese Prozesse mit der Osteoporose, die im Alter Knochen brüchiger werden lässt. Diese Krankheit entwickelt sich auf der Erde aber über viele Jahre hinweg.

Der schnelle Schwund im All ist nur deshalb kein großes Problem, weil die Ausflüge von Menschen dorthin derzeit höchstens ein halbes Jahr dauern. Für geplante längere Reisen zum Mars aber ist er nicht hinnehmbar: Die Missionen werden insgesamt voraussichtlich drei Jahre dauern. Auf ihnen müssen die Teilnehmenden deshalb zusätzlich zu den heute schon vorgeschriebenen Fitnessübungen auch ein bestimmtes Peptidfragment des Hormons PTH aufnehmen, das den Knochenaufbau beim Menschen stimuliert. 

Die Weltraumfahrenden müssten es sich täglich spritzen, was einen gewaltigen logistischen Aufwand mit sich brächte: Die Substanz sowie die Injektionsnadeln müssten für die gesamte Mannschaft für drei Jahre auf Vorrat mitgenommen werden.

Salat statt Spritzen

Forschende der University of California in Davis, USA, haben deshalb eine Alternative entwickelt: Salat. Er ist so modifiziert, dass er das PTH-Peptid produziert. Noch enthalten seine Blätter davon allerdings so niedrige Dosen, dass die Astronautinnen und Astronauten 380 Gramm Salat pro Tag essen müssten, um dem Knochenschwund entgegenzuwirken – eine eher üppige Portion, vergleichbar mit einem großen Kopfsalat. Das Team um den Forscher Kevin Yates hofft aber, den PTH-Gehalt im frischen Grün steigern zu können.

Dass Salat im Weltraum gedeiht, ist bereits bewiesen: An Bord der Internationalen Raumstation knabberte die Crew schon 2014 an dort gewachsenen Blättern.

Der Artikel ist in der Ausgabe 07/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.