Was macht „Perseverance“ auf dem Mars?

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Wheel, Machine, Soil
Bild (C): NASA/JPL-Caltech
Nach einem nervenaufreibenden Landemanöver startet der Nasa-Rover seine Mission: die Suche nach Lebensspuren

Text: Peter Schneider

Endlich! Nach 204 Tagen und 470 Millionen Kilometern Reise ist der Nasa-Rover „Perseverance“ auf dem Mars gelandet. Die Freude bei der Nasa ist gigantisch. Doch nun, nach den Jubelfeiern, wird die eigentliche Arbeit beginnen. Denn „Perseverance“ ist auf großer Mission. Der Rover soll im Staub unseres Nachbarplaneten eine Antwort finden auf eine der großen Fragen der Menschheit: Gab oder gibt es Leben auf dem Mars?  

Der Roboter wird in den kommenden Jahren Gesteinsproben sammeln, die Spuren von Leben enthalten könnten. In einer nachfolgenden Mission sollen sie abgeholt und auf der Erde untersucht werden.  

Vom blauen Planeten zur Eiswüste

Einer Sache sind sich Forscher gewiss: Einst waren die Bedingungen auf dem Roten Planeten lebensfreundlich. Vor gut vier Milliarden Jahren waren große Teile des Mars wahrscheinlich bis zu hundert Meter hoch mit Wasser bedeckt. »Wir wissen, dass es auf dem Mars Meere gab«, sagt Dirk Schulze-Makuch, Astrobiologe an der Technischen Universität Berlin. »Die Lebensbedingungen glichen jenen auf der Erde. Ein wenig kälter vielleicht, aber doch ähnlich.«  

Der Mars ist im Schnitt 1,5-mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde und bekommt daher weniger Wärme ab. Doch offenbar besaß er einst eine dichte Atmosphäre, die ihn warm hielt. Im Gegensatz zur Erde fehlt dem Mars allerdings ein Magnetfeld, das den Planeten und seine Gashülle vor dem Sonnenwind schützt. Und so wurden die Gase im Laufe von Milliarden Jahren vom Sonnenwind ins All davongetragen. Damals verdampfte auch das Wasser in den Weltraum, der Planet erstarrte: Die mittlere Temperatur sank auf minus 62 Grad Celsius – auf der Erde herrschen 14 Grad plus. So wurde aus einem potenziell lebensfreundlichen Ort die Eiswüste von heute.  

Foto (C): NASA

Der Meteoritenkrater Jezero nahe dem Marsäquator. Hier ist „Perseverance“ gelandet.

„Perseverance“ soll herausfinden, ob das Leben die einst günstigen Bedingungen genutzt hat. Er wird nach Biosignaturen fahnden, nach Spuren von Leben, vor allem von Mikroorganismen. »Es gibt gute Argumente dafür, dass es dort mikrobakterielles Leben gegeben haben könnte«, sagt Schulze-Makuch. »Das Leben auf unserem Planeten war ja dreieinhalb Milliarden Jahre lang ebenfalls mikrobakteriell.«  

Zwar sucht „Perseverance“ vor allem nach vergangenem Leben. Doch Schulze-Makuch schließt nicht aus, dass der Rover auch auf gegenwärtiges Leben stoßen könnte. »Der Mars ist im Laufe der Zeit trockener geworden. Falls dort Leben existiert hat, könnte es sich allmählich an die neuen Bedingungen angepasst haben.«  

Tief im Marsboden könnten Mikroben überlebt haben – bis heute

Tatsächlich sind Mikroorganismen sehr widerstandsfähig. Bei Experimenten an der Außenwand der Raumstation ISS überstanden Bakterien drei Jahre lang Vakuum und Weltraumstrahlung. Forscher gehen daher davon aus, dass die Marsoberfläche durch die Strahlung quasi sterilisiert wurde, das Leben im Boden aber lange Zeit überlebt haben könnte – eventuell bis heute.

Gemäß dem Nasa-Prinzip »Folge dem Wasser«, wonach sich Leben am wahrscheinlichsten im feuchten Untergrund findet, ist „Perseverance“ im Meteoritenkrater Jezero gelandet, nahe dem Marsäquator. In dem 45 Kilometer breiten Krater schwappte vor dreieinhalb Milliarden Jahren ein See. Astrobiologen hoffen auf Funde in den Tonsedimenten am Rande des ausgetrockneten Gewässers. Auf der Erde wimmeln solche Ablagerungen von Lebensspuren. 

Foto (C): NASA/Cory Huston

Die Helikopterdrohne „Ingenuity“ wird von „Per­severance“ auf dem Marsboden abgesetzt und soll bis zu fünfmal aufsteigen. Die Flug­route ist vorgegeben, aber die Drohne kann zur Not autonom steuern.

„Perseverance“ soll sich hier auf die Suche machen. Angetrieben von einer Plutoniumbatterie wird er sich mit einer gemächlichen, aber energieeffizienten Spitzengeschwindigkeit von 152 Metern pro Stunde auf eine 20 Kilometer weite, knapp zweijährige Fahrt begeben.  

Tatsächlich ist „Perseverance“ nicht allein. Mit ihm ist eine Helikopterdrohne namens „Ingenuity“.  Perseverance wird sie auf dem Marsboden absetzen, dann soll sie bis zu fünfmal aufsteigen. Es wäre der erste Hubschrauberflug auf einem extraterrestrischen Himmelskörper. 

Mit welchen Instrumenten „Perseverance“ nach Leben sucht, wie seine Funde zur Erde gebracht werden und wie die Drohne fliegen soll, lesen Sie in Ausgabe 03/2021 des P.M. Magazin.

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.