Welcher Asteroid ist für die Erde am gefährlichsten?

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Foto: © NASA/GSFC
Die Gefährlichkeit von Asteroiden wird nach drei Kriterien bewertet: der Einschlagwahrscheinlichkeit, dem Zerstörungspotenzial und der Zeit, die bis zum möglichen Einschlag bleibt:

(Text: Jan Berndorff)

Mit Spannung erwarten Astronomen den 24. September 2023: An diesem Tag soll die Nasa-Raumsonde »Osiris-Rex« Materialproben aus dem Weltall über der Erde abwerfen. Sie hat sie im Oktober 2020 an der Oberfläche des Asteroiden Bennu entnommen. Der war nicht zufällig dafür ausgewählt worden. Bennu ist derjenige Asteroid, den Fachleute zurzeit als am gefährlichsten für die Erde einstufen. Auch darum sammeln sie möglichst viele Informationen über ihn.

Die Gefährlichkeit von Asteroiden wird vor allem nach drei Kriterien bewertet: der Einschlagwahrscheinlichkeit, dem Zerstörungspotenzial und der Zeit, die uns bis zum möglichen Einschlag bleibt. Diese Faktoren fließen in die sogenannte Palermo-Skala ein, mit der Fachleute erdnahe Asteroiden beurteilen. Bennu erreicht mit -1,41 den höchsten Wert aller Himmelskörper auf dieser Skala. Ist der Wert höher als -2, werden Asteroiden näher beobachtet. Doch erst bei einem positiven Wert machen sich die Fachleute wirklich Sorgen.

Bennu misst knapp 500 Meter im Durchmesser. Damit würde er bei einer Kollision mit der Erde das Leben auf unserem Planeten nicht global gefährden, aber überregional Zerstörungen verursachen. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Einschlags liegt Berechnungen zufolge bei 1 : 1750 oder 0,057 Prozent bis zum Jahr 2300. Der wahrscheinlichste Zeitpunkt für das Ereignis ist der 24. September 2182. Ob es dann tatsächlich zur Katastrophe kommt, hängt wesentlich von einem früheren Vorbeiflug Bennus im Jahr 2135 ab.

Asteroid Bennu wird der Erde im Jahr 2135 nahe kommen

Asteroiden kreisen wie die Erde um die Sonne – manche kreuzen dabei auch die Bahn unseres Planeten. Bennu wird der Erde schon 2135 nahe kommen. Dabei könnte er ein sogenanntes Gravitationsschlüsselloch durchfliegen. Das sind Korridore, in denen die Erde einen Asteroiden mit ihrer Schwerkraft genau im richtigen Maße von seiner Bahn ablenken könnte, um ihn bei der nächsten Runde auf Kollisionskurs zu bringen. Ob dieser Fall eintritt, lässt sich noch nicht genau vorausberechnen.

Die Bodenprobe von Bennu soll Aufschluss darüber geben, aus welchen Materialien er besteht. Das könnte helfen, ihn im Ernstfall von seinem Kollisionskurs abzulenken – etwa indem man ihn mit Laser- oder Sonnenlicht bestrahlt oder von einer begleitenden Raumsonde auf eine andere Bahn ziehen lässt.

Neben Bennu gibt es noch einen zweiten Asteroiden mit ähnlich hohem Palermo-Wert: Der Asteroid namens »(29075) 1950 DA« ist sogar 1,3 Kilometer groß und würde deutlich mehr Schaden anrichten. Dafür liegt seine Einschlagwahrscheinlichkeit mit 0,012 Prozent etwas niedriger – und der Zeitpunkt einer möglichen Kollision mit dem Jahr 2880 deutlich weiter in der Zukunft.

Der Artikel ist in der Ausgabe 03/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.