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Tierforschung: Wie und warum kitzelt man Ratten?

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Foto: © Shimpei Ishiyama; Michael Brecht/dpa
Australische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kitzelten für eine Studie einen Monat lang Ratten. Die Ergebnisse könnten für Labortiere bedeutsam sein:

(Text: Jenny Niederstadt)

Die Frage mag überraschen, ist für die Wissenschaft aber durchaus relevant. Denn Fachleute aus der Tierforschung wissen schon seit einiger Zeit, dass Ratten es genießen, gekitzelt zu werden – dies konnten sie aus den Lauten schließen, die die kleinen Nager dabei ausstoßen. Vermutlich reagieren sie auf die kraulenden Berührungen so positiv, weil das Kitzeln den spielerischen Kämpfen junger Ratten ähnelt. 

Diese Beobachtung könnte bedeutsam sein für Labortiere: Fühlen sie sich wohler, würden sie weniger unter der Haltung leiden. Sie könnten dann auch zuverlässigere Studienergebnisse liefern, vermuteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Canberra, Australien. Einen Monat lang kitzelten sie deshalb für eine Studie die Tiere in ihrem Labor täglich. Und stellten fest: Die so behandelten Ratten reagierten tatsächlich weniger ängstlich und ließen sich bereitwilliger von Labormitarbeitenden in die Hand nehmen.

In Australien gibt es zertifiziertes Personal für das Rattenkitzeln

In der Studie kam auch heraus, bei welchem Kitzeln sich die Säuger am besten entspannen. Die Forschenden empfehlen drei Schritte: Zunächst sollten Menschen die Ratte sanft am Nacken berühren, um zu testen, ob das Tier gerade Kontakt aufnehmen will. Dabei aber Hinterbeine und Schwanz unbedingt meiden, denn dort greifen sich Ratten bei Konflikten bevorzugt an und könnten daher aggressiv auf Berührungen reagieren. Verläuft die erste Kontaktaufnahme positiv, kann der Säuger auf den Rücken gedreht werden – »der schwierigste Moment«, so die Fachleute. Dazu am besten sanft mit der Hand unter die Vorderbeine greifen und das Tier in einer flüssigen Bewegung drehen. Nun kann die Ratte gekitzelt werden, am besten zwischen den Vorderbeinen und an der Brust. Dabei sollte das Tier sanft festgehalten werden. Insgesamt ähnele das Kitzeln nicht dem von Menschen, sondern eher dem Kraulen und Spielen mit Hunden, so die Forschenden. 

In Canberra habe das Kitzeln nicht nur den Tieren Spaß gemacht, sondern auch dem Personal, berichtet das Wissenschaftsteam. Mittlerweile gibt es in Australien sogar zertifiziertes Personal für das Rattenkitzeln.

Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.