Wie entsteht ein Loch in einem See?

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Geradezu unheimlich: Zuletzt tat sich das Loch im Lake Berryessa 2019 auf Foto: © picture alliance / AP Images
Im Lake Berryessa in Kalifornien ist alle paar Jahre ein spektakuläres Schauspiel zu sehen: Mitten im See tut sich ein riesiges Loch auf. Dahinter steckt aber kein Naturphänomen, sondern eine bauliche Konstruktion

(Artikel: Kathrin Fromm)

Es ist ein spektakuläres Schauspiel, das im Lake Berryessa in Kalifornien alle paar Jahre zu sehen ist. Auf der Oberfläche des Sees tut sich ein riesiges Loch auf. Wie von Zauberhand scheint das Wasser an den Grund gezogen zu werden. Hinter dem starken Sog steckt aber keine mystische Kraft und auch kein Naturphänomen, sondern schlicht eine bauliche Konstruktion: ein sogenannter Überfalltrichter.

So wird im Bauingenieurwesen eine Vorrichtung für den Hochwasserschutz bezeichnet. Der Trichter soll verhindern, dass die Mauer eines Staudamms zu stark belastet wird oder ein Stausee überläuft. Ist der Wasserstand zu hoch, etwa nach massiven Regenfällen, fließt das überschüssige Nass durch den Trichter ab. Überfalltrichter, auch Überlauftulpen genannt, gibt es in vielen aufgestauten Gewässern. In Deutschland findet sich zum Beispiel einer als Teil der Großen Dhünntalsperre in Nordrhein-Westfalen und einer im Niddastausee in Hessen.

Lake Berryessa: Der Trichter gilt mit einem Durchmesser von 22 Metern als der größte der Welt

Der Trichter im Lake Berryessa gilt mit einem Durchmesser von 22 Metern als der größte weltweit und ist deshalb so spektakulär. Das Loch im Wasser, auch bekannt als »Glory Hole«, taucht zudem nicht so häufig auf. Im immer trockener werdenden Kalifornien gibt es nur selten solche Regenmassen, dass die Konstruktion zum Einsatz kommt. Zuletzt war das 2017 und 2019 der Fall – davor mehr als zehn Jahre gar nicht.

Der Artikel ist in der Ausgabe 10/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.